Alles stand still. Hellblaues Licht filterte das Bild vor meinen Augen. Ich hörte nur den immer schwächer werdenden Schlag von meinem Herzen. In meinem Kopf füllten Ziffern die Leere und kontrollierten mein Handeln. Das Gewicht, die Kalorien, das Fett, die Kohlenhydrate der Lebensmittel bereiteten mir große Angst. 52 51 50 49 48 47 -46-45- Es wurde immer schlimmer und die Wut kochte in mir während ich auf die Zahl der Waage starrte. Das hoch meiner Gefühle waren 300Gramm weniger oder 300 Kalorien am Tag. Ich formte mich nach falschen Vorstellungen und richtete mich zu Grunde, weil ich mir nichts Wert war, weil ich der Meinung gewesen bin, dass ich nichts besseres verdient habe. Irgendwann musste ich mich mit der Wahrheit konfrontieren, dass ich sterben werde, wenn ich weiterhin mein Essen erbreche, denn ohne essen kann man einfach nicht lange leben. Doch darum ging es mir nicht mir ging es nur ums eine. Mein Problem war, dass "mehr" nicht zu mir passte und, dass ich mich mit dem wieder normal essen vom Ziel entfernen würde. Noch nie war ich dem Abgrund so nah, doch diese Tatsache machte mir die Entscheidung zwischen leben oder sterben nicht einfacher. Ich fühlte mich zu schwach um dagegen anzukämpfen und die Angst vor dem "dick"werden, besser gesagt die Angst vor dem, nicht den Vorstellungen zu entsprechen, die ich mir konstruiert hatte, sperrten mich in einen Käfig. Alles brach wieder in sich zusammen. Ich dachte an die Therapie, die ich zu diesem Zeitpunkt vor 1 1\2 Jahren gemacht hatte. Die Beziehung zu meinem damaligen Freund weinte bittere Tränen und ich musste den Schlussstrich ziehen, denn ein Tränenmeer ohne Liebe ist nicht wieder entflammbar. Ich holte Luft und sprang ins kalte Wasser. Ich hoffte auf Sonne, hoffte auf einen Funken der mir wieder Mut bringen würde und neue Kraft zum weiter zu kämpfen gibt - und da war es -aus dem Nichts wurde Licht. Es kam mit einem inneren Entschluss und dieser nahm mir die schwere Last. Jeden Tag stellte ich mich der Angst und aß. Morgen, mittags abends und dazwischen eine kleine Mahlzeit. Ein neues Ziel hatte sich vor meinen Augen aufgetan. Ich wollte mehr als nur einen Moment Freude.Ich wollte leben und komme dem näher jeden Tag ein Stückchen mehr..
Endlich habe ich Fortschritte gemacht und die Oberfläche der Störung bekämpft. Sie ist für viele außenstehende der schlimmste Zustand der Störung, obwohl dieser nur einen Hauch von dem zeigt wie zerrissen man innerlich ist. Man kann es aufstehen nennen und jetzt geht meine Reise los, denn ich lerne laufen.